Eine solche Welt wäre wie der "Himmel". Zwar sind viele davon überzeugt, dass es den "Himmel" nicht gibt. Jesus sah das allerdings anders. Schon früh predigte er davon: "Kehrt um zu Gott, denn Gottes himmlisches Reich ist nahe" (Matthäus 4,17). Wenn er von "Himmel" sprach, meinte er aber keinen Ort mit Wolken und rundlichen Engeln. Er verstand darunter einen geistlichen Ort, in dem Böses und Leid nicht existiert; einen Ort, an dem Gott ganz spürbar und nah ist.

Nimmt man mit Jesus die Realität des Himmels an, ist die richtige Frage dann aber nicht mehr: "Warum gibt es Leid", sondern: "Warum bin ich nicht im Himmel". Oder auch einfach: "Warum bin ich Gott nicht nahe". Und ich glaube, das ist die wirklich zentrale und vorrangige Frage. Das Nachsinnen über das Leid versinkt hierin wie ein Felsbrocken in einem Teich. Will man den Stein heben, muss man erst den Teich trocken legen. Das heißt: Erst muss doch erforscht werden, was den Menschen von Gott trennt. Was es mit dem Leid auf sich hat, beantwortet sich daraus.

Die Bibel gibt Antwort auf beides, da sie das Wichtigere zuerst behandelt. Der Mensch trägt Mitschuld am Zerbruch der Beziehung zu Gott. Es ist wie zwischen Liebenden: Einer hat sich abgewendet und merkt nun, was ihm fehlt. Was daraus folgt, ist das Leid – in allen Facetten. Weil Gott aber nicht aufgibt, will er die Menschen durch Jesus mit sich versöhnen. Die Aufforderung "Kommt, lasst euch versöhnen mit Gott" (2. Kor 5,20) gilt nach wie vor.

Christian Seiler
Februar 2018